Praxisbeispiele

Mit diesen kurzen Textbeispielen möchte ich Ihnen zeigen, wie kleine Veränderungen große Wirkung zeigen. 

Kita - Umgang mit Regeln

Vorher:

„Wir versuchen, den Kindern Grenzen zu setzen, damit sie sich später in der Gesellschaft zurechtfinden können. Regeln sollen ihnen Sicherheit geben.“

Nachher:

„Wir begleiten Kinder in ihrer Entwicklung zu verantwortungsbewussten Persönlichkeiten. Klare, nachvollziehbare Regeln bieten Orientierung und schaffen einen sicheren Rahmen, in dem sie sich frei entfalten können.“

Erklärung

• „Versuchen“ ersetzt durch selbstverständliche Haltung („wir begleiten“)

• „Grenzen setzen“ zu „Rahmen bieten“ – weniger restriktiv

• Mehr Fokus auf pädagogische Zielsetzung und Beziehung

Jugendhilfe - Verhaltensweisen

Vorher:

„Viele unserer Jugendlichen zeigen herausforderndes oder grenzüberschreitendes Verhalten, das wir mit klaren Regeln und Konsequenzen begegnen.“

Nachher:

„Jugendliche bringen vielfältige Lebenserfahrungen mit, die sich auch in ihrem Verhalten widerspiegeln. Wir reagieren darauf mit nachvollziehbaren Strukturen, Beziehungsklarheit und pädagogischer Präsenz.“

Erklärung

 • Weg von problemzentrierter Sprache

 •  Haltung statt Kontrolle: Die Ursache wird mitgedacht, nicht nur das Verhalten beschrieben

 •  „Konsequenzen“ klingt strafend – ersetzt durch Strukturen und Präsenz

 

Jugendtreff - Freizeit

Vorher:

„Die Einrichtung bietet den Kindern vielfältige Angebote zur Freizeitgestaltung. Es wird darauf geachtet, dass diese kindgerecht sind. Die MitarbeiterInnen versuchen, auf die Bedürfnisse einzugehen. Wichtig ist auch, dass die Kinder lernen, Verantwortung zu übernehmen.“

Nachher:

„Unsere Einrichtung versteht Freizeit als wichtigen Teil kindlicher Entwicklung. Deshalb gestalten wir vielfältige, altersgerechte Angebote, die Raum für Erprobung, Selbstwirksamkeit und Gemeinschaft eröffnen. Die individuellen Interessen der Kinder stehen im Mittelpunkt – unsere pädagogischen Fachkräfte begleiten sie achtsam und stärken dabei ihr Verantwortungsgefühl sowie soziale Kompetenzen.“

Erklärung

   • Mehr Haltung: Das pädagogische Selbstverständnis wird klarer.

   • Wertschätzende Sprache: „Begleiten“ statt „versuchen einzugehen“ – das zeigt Vertrauen und Professionalität.

   • Mehr Tiefe: Die Funktion von Freizeit wird pädagogisch eingeordnet.

   • Moderne Sprache: Weg von Floskeln, hin zu einer Sprache mit klarer Aussage.

Heimunterbringung- Tagesstruktur

Vorher:

„Die Jugendlichen müssen an den tagesstrukturierenden Maßnahmen teilnehmen, um eine geregelte Tagesform zu erlernen und Langeweile zu vermeiden.“

Nachher:

„Tagesstrukturierende Angebote bieten Jugendlichen Orientierung, Sicherheit und Möglichkeiten zur aktiven Teilhabe. Dabei legen wir Wert auf Sinnhaftigkeit, Mitbestimmung und individuelle Förderung.“

Erklärung

   • „Müssen teilnehmen“ klingt wie Zwang – ersetzt durch „bieten … Möglichkeiten“

   •Ziel ist nicht mehr nur Disziplin („geregelte Tagesform“), sondern Orientierung und Teilhabe

   • Vermeidung von Langeweile ist ein schwaches Argument – Sinnhaftigkeit und Förderung klingen professionell und wertschätzend

   • Haltung sichtbar: Jugendliche als Subjekte, nicht als „zu Beschäftigende“

Textblock vorher

Textblock nachher

Was habe ich geändert?

Struktur

  • Klare Abschnitte zu Haltung, Beziehung, Vielfalt, Partizipation etc.

Fachsprache

  • Begriffe wie „Selbstwirksamkeit“, „Partizipation“, „professionelle Beziehungsgestaltung“ machen die Haltung greifbar und fundiert.

Theoriebezug

  • Impliziter Rückgriff auf z. B. Emmi Pikler, Jesper Juul, Inklusionspädagogik, demokratische Bildung.

Praxisnähe

  • Konkrete Aussagen zu Umsetzung (z. B. Räume gestalten, Dokumentation, Elternarbeit) zeigen echte Praxisorientierung.

Rechts- und Bildungsauftrag

  • Bezug zu Rechten von Kindern, Partizipation und demokratischer Bildung greift aktuelle Anforderungen aus KiTaG/BEP auf.

Layout

  • Optimierung der Lesbarkeit und Übersicht.

Nach der Rückgabe, gebe ich Ihnen noch Aufgaben mit, die Sie mit dem Team für die weitere Konzeptionsarbeit nutzen können, das meint:

Beispiel für die Textarbeit im Team

→ Teile den Konzeptabschnitt in Kleingruppen auf – jede Gruppe analysiert einen Abschnitt mit Fragen wie:

  • Was erkennen wir darin aus unserer täglichen Arbeit wieder?
  • Wo stehen wir selbst noch nicht so klar oder einheitlich?

       Ziel: Das Team spürt, wo Anspruch und Alltag auseinanderdriften – oder auch gut übereinstimmen.

 

Beispielsfragen für die Reflexionsarbeit/ Weiterentwicklung im Team

→ Jedes Teammitglied schreibt anonym 3 Begriffe auf, die für die gelebte Haltung im Alltag stehen. 

Frage: „Was bedeutet für dich pädagogische Haltung – ganz konkret in stressigen Situationen?“ Ziel - Realitätscheck

Frage: „Wie zeigen wir Kindern, dass sie mitbestimmen dürfen – auch bei Regeln?“ Ziel - Partizipation reflektieren

Frage: „Wo fällt es dir schwer, professionell zu bleiben?“ Ziel - Selbstreflexion ermöglichen

Frage: „Wie gehen wir mit Kindern um, deren Verhalten wir als ‚auffällig‘ erleben?“ Ziel - Inklusionsverständnis vertiefen

Frage: „Was macht es schwer, bei allen Kindern wertschätzend zu bleiben?“ Ziel - Haltung vs. Realität thematisieren

Frage: „Wie gehen wir mit elterlichen Erziehungsstilen um, die unserer Haltung widersprechen?“Ziel - Elternarbeit verorten

Frage: „Welche stillen Botschaften senden unsere Räume?“ Ziel - Haltung im Raumdesign sichtbar machen

Ziel: Ein gemeinsamer, realistischer Blick auf die gelebte Praxis – und ein Gespräch darüber, was eigentlich angestrebt wird.

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